
JackB
Mir ist fraktal bisher eher bekannt als ein Bürger der für Eigenverantwortung steht und viele politische Entscheidungen kritisiert die Bürger bevormunden. Insbesondere die Grünen hat er oft für ihre vermeintlich ideologisch motivierten Vorhaben an den Pranger gestellt.
Jeder wünscht sich ein gutes Leben und wir alle arbeiten daran dass es uns besser geht.
Sich auf das Sofa zu setzen und über "die da oben" und die Politiker zu schimpfen mag zwar das Wohlgefühl steigern aber verbessert nicht die Lebenssituation. In dem Zustand bleibt dem unglücklichen Sofahocker nur noch die Schmähung der Politiker und das Anhimmeln der populistischen Heilsbringer. Und dank den asozialen Medien wird man selbst auf dem Sofa hockend, völlig bewegungslos, doch sehr bewegt Teil einer Bewegung.
Teil einer gefühlten Mehrheit die endlich aufsteht und denen "da oben" das Zepter aus der Hand nehmen. Die Deutschlandfahne schwenken und "Wir sind das Volk" rufend wird das Sofa zur Kommandozentrale im Kampf gegen die Anderen. Wir sind die Guten, die Anderen sind Feinde. Die Feindesliste ist lang: Grüne, Linke, SPD, CDU, Moslems, Gender, Wokeness, Deepstate ...
Um mit meiner Sofa-Metapher nicht falsch verstanden zu werden. Ein kurzer Hinweis: Ich erwarte Eigenverantwortung von meinen Mitbürgern. Aber auch die Verantwortung einer Gesellschaft für Chancengleichheit zu sorgen. Für eine gerechte Gesellschaft einzutreten, die Klassismus, Gendergap usw. bekämpft. Es gibt noch immer Ausgrenzung und Abwertung von Menschen aus allen möglichen Gründen. Das sind die Menschen, die sich täglich anstrengen und doch immer wieder unverschuldet stolpern und auf die Schnauze fallen.
Im Verlauf des letzten Jahrzehnts gab es politische Aktivität und Gesetzgebung um der Ausgrenzung und Ungleichbehandlung von Menschen in dieser Gesellschaft entgegen zu wirken. Zum Teil auf gesellschaftlichen Druck oder schlicht durch die Urteile der Verfassungsrichter. Und ja, in einer Demokratie ist der Kompromiss das Übel. Oft nicht perfekt, aber immerhin hat sich was bewegt.
Aber der Ansatz diese Gesellschaft gerechter zu gestalten hat Gegner. Wir kennen die Mitte-Studien und weitere Studien zu
Demokratie-, gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus. Die gab es schon früher. Der Erfolg der AfD erklärt sich auch, dass die AfD ein Sammelbecken für diese rechten, rechtsextremistischen und rassistischen Menschen ist. Die Radikalisierung der AfD kann man gut in Wahlperioden unterteilen. Fakt ist, das Unsagbare sagbar zu machen haben sie periodisch ausgeweitet. Letztes Jahr hat die AfD noch offiziell die Remigration als Anliegen geleugnet. Jetzt ist es eine Kernaussage der AfD.
Wir neigen dazu die Politik und die Handelnden in der Politik mit unseren Erwartungen zu überfordern. Irgendwas ist immer. Oder anders gesagt, wenn was gut läuft loben wir nicht. Wir kommentieren nur was nach unserer Auffassung schief läuft. Ebenso arbeiten die Medien.
Ein Beispiel: Integration von Migranten. Wir sprechen oft von misslungener Integration. So gut wie nie über gelungene Integration.
Zudem steht eine Regierung auch Herausforderungen gegenüber, u. a. äußere Einflüsse, die sie nicht beeinflussen können und ggf. im Krisenmodus wenig Chancen haben mit ihren Entscheidungen auf allgemeinen Beifall zu stoßen. Im Zweifel sogar gegen eigene Überzeugungen handeln müssen um Schlimmeres zu verhindern. Manchmal wundere ich mich über die Menschen die sich politisch engagieren und den Stress antun. Ich könnte es nicht.
Das Problem den Unsinn zu verantworten den sie verzapfen haben Populisten nicht. Den Unsinn den Frau Weidel auf dem AfD-Wahlparteitag von sich gab macht Sinn. Sinn für die Sofahocker, die endlich eine bessere Politik haben wollen. Weil alle anderen machen nur Mist. Vielleicht habe sie Recht. Vielleicht müffelt nur das Sofa.
Was mich inzwischen mehr besorgt als der Aufstieg der AfD ist der verzweifelte Versuch von Herrn Merz und Herrn Linnemann mit dem Tonfall der AfD um Wähler zu werben. Was nur schwer zu ertrage ist und vor allem erfolglos ist. Bisher hat die AfD von der argumentativen Wahlkampfhilfe der CDU nur profitiert.
Heute Nacht hatte ich den Alptraum, Herr Merz will gar keine AfD-Wähler zu sich rüber ziehen. Er will nur die CDU aufhübschen um Herrn Höcke zu gefallen, um nach den gescheiterten Koalitionsverhandlungen mit der AfD zu koalieren.
Besorgt sehe ich auch die Entwicklung, dass die AfD trotz weitere Radikalisierung, in einigen Medien und auch hier im IOFF von der TABU-Partei zur Normal-Partei mutiert. Ist das tatsächlich der Gewöhnungsprozess den die AfD mit der Strategie verfolgte das Unsagbare Schritt für Schritt sagbar zu machen. Das Konzept des Vordenkers Götz Kubitschek ist aufgegangen.
Erschreckend ist die Naivität wie die Rede von Frau Weidel als Kanzlerkandidaten im IOFF kommentiert wurde. Sie habe sich in Rage geredet oder Wörter verwechselt. Die Rede war einstudiert. Dass Frau Weidel keineswegs spontan flüssig reden oder argumentieren kann zeigte sie im Gespräch mit Herrn Musk.
Leute, das war eine Parteitagsveranstaltung. Das sind Inszenierungen. Jede Partei plant ihre Parteitags-Show.
Insbesondere ist die Rede der Kanzlerkandidaten und die Reaktion der Delegierten choreografiert.
Die Rede von Frau Weidel wurde intern abgestimmt. Die Anlehnung an Höcke-Sprüche waren beabsichtigt. Der Vortrag wurde tagelang eingeübt. Das authentische Rumhitlern muss man sich erarbeiten.
Ich erwähnte manchmal müssen Politiker auch gegen ihre Überzeugung handeln um Schlimmes zu verhindern.
Was wählen? Nicht aus Überzeugung. Mehr aus Vernunft.