Ich hatte die Woche noch einen schönen Artikel gelesen: es war für Vennekamp der erste internationale Wettbewerb seit 3 Jahren (!), bei dem sie nicht im Endkampf stand ...
Ich hatte die Woche noch einen schönen Artikel gelesen: es war für Vennekamp der erste internationale Wettbewerb seit 3 Jahren (!), bei dem sie nicht im Endkampf stand ...
Genau, die WRL ist ein Ranking woran man ablesen kann, wer in den letzten Monaten die meisten Punkte bei unterschiedlichen Wettbewerben geholt hat. Das heißt aber nicht automatisch, dass der Erstplatzierte in dieser Liste auch der Beste ist. Ich würde mal sagen, die Top-20 sind leistungsmäßig sehr nah beieinander. Da entscheidet oft auch die Tagesform. Da stellt sich die Frage, warum die Deutschen in der Breite gescheitert sind. Bei den jüngeren (Janßen, Walter, Peter) war es vielleicht auch der Erwartungsdruck. Ich bin Top-3 der WRL, also erwarten alle jetzt auch eine Medaille von mir. Bei Weltcups oder sogar bei WMs ist dieser Druck ein ganz anderer, weil sie wissen, auf uns gucken sowieso nicht so viele. Was ja eigentlich schade ist. Aber ist halt so. Da kann man viel lockerer an die Sache rangehen. Jetzt rücken sie bis LA28 erstmal wieder in den Hintergrund, werden sicherlich die ein oder anderen Erfolge feiern. Denn die Qualität ist ja da. Beim Sportschießen ist auch die Schwierigkeit bei einem bestimmten Wettbewerb, hier Olympia, die Topleistung abzuliefern. Darum gibt es ja auch oft so viele unterschiedliche Schützen auf dem Podest. Was Vennekamp und Reitz betrifft. Keine Ahnung, was da nicht geklappt hat. Beide haben ja schon genug Erfahrungen gesammelt und müssten mit dem Druck klarkommen.
Wobei man aber dazusagen muss, dass Peter mit Platz 4 und Walter mit Platz 6 schon gute Platzierungen erreicht haben, die auch einigermaßen ihrem Leistungsvermögen entsprechen. Aber bei Olympia zählen halt nur die Top-3. Da war es bei Peter natürlich schon ärgerlich mit der letzten 2er-Serie.
das ist hart!!
Und für mich auch eigentlich nicht mit Zufall zu erklären!
Genau deswegen rangieren die Schützen in meiner großen Analyse (obwohl sie hier in den Threads während Olympia am meisten abbekommen haben) nicht auf dem letzten, sondern auf dem vorletzten Platz.
Segeln fand ich noch schlimmer!
Geändert von 24Florian (15-08-2024 um 13:19 Uhr)
... aber jedes Grauen hat irgendwann mal ein Ende! Hoch lebe meine Fernbedienung!
(Zitat aus dem Buch "Nörgeln für Gold - Olympia wie ich es nicht haben möchte")
Wenn ich da auch noch mal direkt einhaken darf. Ich hatte die Segler in meiner Prognose ja bei 2 Medaillen. Die Mixed-Boote und Sebastian Kördel im Windsurfen. Dazu Philipp Buhl. Das waren die besten Medaillenchancen. Auch wenn natürlich in allen 10 Klassen Deutsche vertreten waren, wäre der Rest eine Überraschung gewesen, weil da einfach aus meiner Sicht andere besser eingeschätzt waren.
Die größte Enttäuschung war Sebastian Kördel. Gefühlt war die Medaille ja schon sicher, da ging es nur um die Farbe, wenn man mal die Meinungen gehört hat. Insgesamt soll es ja am schwachen Wind gelegen haben und das die Deutschen dann nicht so gut sind. Das darf als Entschuldigung natürlich nicht zählen. Schließlich hatte man lang genug Zeit sich vorzubereiten, die Windverhältnisse vor Ort zu studieren, um sich darauf einzustellen.
Da haben wir uns exakt die gleichen Gedanken gemacht. Jetzt bin ich kein Segler, aber was mir einleuchtet, ist, dass etwas schwergewichtigere Personen bei Starkwind Vorteile haben und bei Leichtwind kurz vor Flaute extrem benachteiligt sind. (Das wäre für mich der „Freispruch“ für Kohlhoff/Stuhllemmer.) Das große Rätsel für mich ist Kördel. Wenn man mich vor den Spielen gefragt hätte, wäre das für mich der sicherste Goldtipp gewesen. Vor Marseille hat er erst ganz zum Schluss aufgedreht und mehrere Wettfahrten nacheinander gewonnen, kam damit aber nicht mal mehr ins Medalrace. Meine Vermutung ist, dass er noch von einer Verletzung beeinträchtigt war. Er hatte sich beim Qualifier eine superschwere Oberschenkelprellung zugezogen, von der ich damals dachte, dass das ein Halsbruch sein muss, er aber nicht darüber reden will. Quasi auf einem Bein hat er die Quali dann noch geschafft, ist aber hinterhergefahren. Vielleicht liest er ja hier mit, dann kann er uns aufklären. An seiner Leistungsfähigkeit zweifle ich jedenfalls ebensowenig wie an seinem Nervenkostüm. So er weitermacht, tippe ich ihn jetzt schon als Olympiasieger 2028.
Darüber habe ich mir tatsächlich bisher noch keine Gedanken gemacht. Gibt es denn da so große Unterschiede zwischen den Seglern? Erkennt man ja meist auch schlecht. Ich dachte eher, es liegt an der Technik oder das man sich Ziele zum trainieren raussucht, wo auch Starkwind herrscht, damit es sich lohnt und man nicht ständig unterbrechen muss. Kostet ja auch immer Geld und in Deutschland steht einem nicht so viel zur Verfügung Im Wettbewerb fällt es einem dann natürlich auch leichter bei vergleichbaren Verhältnissen. Andere Nationen scheinen damit aber anscheinend nicht so große Probleme zu haben.
Also nach allem, was ich dazu gelesen habe, waren die Windverhältnisse vor Marseille unberechenbar. Wir alle haben es ja an den ständigen Delay-Anzeigen im Stream gesehen. Extreme Böen wechselten sich unvermutet mit Windlöchern ab, die dann direkt Kenterungen zur Folge hatten (ist ja so, als wenn Du vor eine Wand fährst). Deutsche Boote waren mehrfach hiervon betroffen, auch von Kollisionen durch komplett drehende Winde. So ist dann höchst unglücklich auch noch die letzte Medaillenhoffnung des Teams D im Kite im Halbfinale ausgeschieden. Sie führte ja praktisch bis 80 m vor dem Ziel, dann drehte der Wind komplett und mehrere Kites zogen wie mit Turbo auf der anderen Seite vorbei.
Als Laie würde ich meinen, dass die Verhältnisse irregulär waren. Es heißt dann zwar immer, das sei für alle gleich, aber das stimmt ja offenkundig nicht. Das scheint eher einem Glücksspiel geglichen zu haben mit eindeutigen Vorteilen für Leichtgewichtssegler. Team D hatte so gesehen erst kein Glück und dann kam auch noch Pech hinzu.
Soweit ich es beurteilen kann, wird das 2028 komplett anders sein. Vor der kalifornischen Küste sollten Starkwindverhältnisse herrschen, die den meisten deutschen Booten extrem gut liegen. Buhl wird dann sicher nicht mehr dabei sein, aber da gibt es superstarken Nachwuchs. Bei vielen anderen Besatzungen bleibt zu hoffen, dass sie nochmal vier Jahre dranhängen. Dann tippe ich 2028 auch wieder todesmutig 3-4 Medaillen.
Einen guten Segler zeichnet aber auch aus, mit unberechenbaren Windverhältnissen klarzukommen Solang ein vorankommen möglich ist. Bei Flaute kannste halt nichts machen. War auch immer interessant zu sehen, welche Wege dabei genommen wurden. Ist dann halt ein kleines Taktikspielchen. Mal haste Glück, mal Pech. Ist eben eine Freiluftsportart.
Aber wäre es nun andersrum gewesen, also Starkwind, wäre es ja nach deiner Theorie ein Vorteil für die "Schwergewichtssegler" gewesen. Also unfair den Leichtgewichtsseglern gegenüber. Wobei ich jetzt noch nicht so viel mit diesen beiden Begriffen anfangen kann. Wie groß da wirklich der Unterschied ist. Allen kann man es nicht recht machen, wenn man nur danach geht.
Was ich für die Schützen eigentlich am schlimmsten finde ist, das wir uns vier Jahre einen Scheißdreck für die Sportart interessieren, um sie dann in dem Moment in dem sie in unser Blickfeld geraten und nicht wie gewünscht abliefern zu zerreißen um dann wieder vier Jahre im Niemandsland zu verschwinden.
... aber jedes Grauen hat irgendwann mal ein Ende! Hoch lebe meine Fernbedienung!
(Zitat aus dem Buch "Nörgeln für Gold - Olympia wie ich es nicht haben möchte")
Hier noch ein Textausschnitt zum Segeln:
Jakob Meggendorfer beschrieb die Windverhältnisse zwei Tage vor den Medaillenrennen für die Skiffdiziplinen als schwer interpretierbar. Der phasenweise sogar mit 15 bis 20 Knoten starke Wind sei aufgrund der umliegenden Berge nicht immer richtig in die Bucht reingekommen. Weil auch „brutale Löcher“ dabei waren, müsse man die untere Grenze der Windstärke für diesen Segeltag eher bei fünf Knoten ansetzen, so Jakob Meggendorfer. Für den Segler standen abends vor den letzten drei Hauptrundenrennen am Mittwoch nur noch ein Eisbad und viel Schlaf auf dem Programm.
Eben genau diese schwierigen Windbedingungen brachten auch den iQFOiL-Windsurfer Sebastian Kördel aus dem Tritt. Der Weltmeister von 2022 erzählte, dass ihm die südöstlichen, aber teilweise aus allen Richtungen wehenden Winde wenig liegen würden. Außerdem habe er solche Winde bisher auch im Training selten, vor allem aber noch nie einen ganzen Tag lang erlebt. Das von vielen internationalen Seglern als auch „Stop-and-go“ bezeichnete Segeln bekam der 1,91 Meter große Athlet vom NRV Olympic Team nicht in den Griff – insgesamt folglich ein enttäuschender Tag für Sebastian Kördel.
Ich weiß ja nicht, wer von Euch schon mal geschossen hat, in einer Wettkampfsituation. Aber ich kann Euch auf jeden Fall sagen, das hier viel zusammenkommen und passen muss, das man immer punktgenau liefert. Ich war zum Beispiel immer eher Mittelmaß. Nennen wir es mal Kanonenfutter in der Jugend, bis ich aufgehört habe. Dennoch habe ich aber mal einen großen Wettkampf (zumindest für meine damaligen Verhältnisse) gewonnen, weil an dem Tag bei mir einfach alles gepasst hat. War aber halt nur ne Schwalbe und kein Sommer. Deswegen bin ich von überraschenden Pleiten und Erfolgen in dieser Sportart nie überrascht.
Thanos was right!!
Meine Erfahrungen als aktiver Schütze beschränken sich selbstverständlich auf Jahrmarktsbuden. Auch deswegen habe ich mich mit Kritik zurückgehalten und stattdessen den Blick schon auf 2028 gerichtet, wenn unsere Jungschützengarde ihre zweiten Spiele erleben wird. Ich bin hoffnungsvoll! Übrigens auch bei den Seglern, sofern das German Sailing Team nach der Nullrunde vor Marseille jetzt nicht seine Sponsoren einbüßt.