Zitat von
HobbyChinese
Im Grunde ist es unnötig, auf billige Polemik zu reagieren, aber irgendwie nimmt das hier gerade überhand. Dass die Ampel keine Schuld daran hat, dass Hertie oder Horton oder Neckermann nicht mehr existieren, ist schon klar. Ich habe aber die Beispiele gebracht, um die es doch geht. Finanzieren tut den ganzen Mist doch nicht die Ampel sondern zum größten Teil die Mittelschicht. Wenn die aber ins Wanken kommt, weil sie die Energiekosten und Löhne nicht mehr stemmen kann, wird das ganze System doch in Frage gestellt. Die Zeil besteht bzw bestand doch nicht nur aus Karstadt und co.
Und um auf Nash zu reagieren, der sich wenigstens einer Diskussion stellt und nicht einfach zwei Halbsätze hier rein wirft, die aussagen, eh alles blöd außer meiner Meinung:
Die Schuldenbremse macht für mich keinen Sinn. Alleine schon deswegen, weil das eh nie irgendwann mal zurück gezahlt wird. Allerdings weiß ich nicht, ob das Mehrgeld, dass dann zur Verfügung stände, tatsächlich in den Händen der Ampelparteien gut aufgehoben wäre, aber das ist dann ein anderes Thema. Da dient Lindner gerade als der Sündenbock, aber ich denke nicht, dass er das ganz alleine entscheiden kann. Und Scholz ist ein schlechter Mediator, wenn er es nicht hinbekommt, alle an einem Strang ziehen zu lassen. Jetzt so zu tun, als wären nur die äußeren Umstände schuld, dass Deutschland vom Vorzeige-Kind zum Hinterbänkler wird, ist in meinen Augen zu einfach gedacht. Um es aus unternehmerischer Sicht zu sagen: Wenn mein Laden in Schieflage gerät, muss ich schauen, woran das liegt. Sind es meine eigene Weltanschauung (Lindners schwarze Null, Habecks Ideologie, Scholz sein Möchtegernpragnatismus), also mein eigenes Paradigma, gibt es nur zwei Möglichkeiten. Ich lass es so und gehe ideologisch Korrekt unter oder ich gehe in mich und ändere die Dinge, die zu meinem Untergang führen. Dass die aktuelle Bundesregierung eher zu ersterem neigt, konnte man beim Schlagabtausch zwischen Opposition und der Regierungsparteien sehen. Wenn man Scholz zugehört hat, müsste man denken, unser Land geht es besser denn je. Von Selbstkritik war da wenig zu spüren. Als Ablenkthema hatte man mal wieder die unsägliche AfD. Daran konnten sich alle reiben.
Was das sterben der Innenstädte betrifft: Ja, das ist ein schleichender Prozess, der aber jetzt in den letzten 4 Jahren enorm an Fahrt aufgenommen hat. Corona ist daran nicht unschuldig, Homeoffice nimmt die Menschen auch aus der Stadt. Immer nur die Schuld beim Onlinehandel zu suchen, halte ich aber auch für zu einfach. Der Wettbewerb ist da mittlerweile recht unfair geworden. Die Mieten, die explodierten Energiepreise und vor allem die Lohnkosten machen es gerade kleineren Unternehmen schwer, sich der Übermacht aus dem Netz zu stellen. Da brauch es Ideen, wie man das besser machen könnte.
Ich bin mir fast sicher, dass es irgendwann ein Innenstadt-Retro geben wird. Wenn halt das Gleichgewicht wieder hergestellt wird.
Was die Bäcker und Metzger betrifft: Die Discounterkonkurrenz ist doch nicht erst seit 2 Jahren da. Wenn die Metzgersfrau vorher schon nur 2500,- Brutto verdient hat, aber 25 Angestellt hat, dann ist Geschäftsmodell zumindest überdenkenswert, das ist mir auch klar. Allerdings sind die gestiegenen Energiekosten und die gestiegenen Lohnkosten halt nicht von der Hand zu weisen.