Der Dienst in der NVA glich dem preußischen Drill der Wehrmacht, da war unser Westverwandter, ehemals Offizier der Wehrmacht blind immer schwerbegeistert, das ist noch eine Armee nicht wie unser Hammelhaufen, meinte er immer.
Wo er strahlte, hatten die Rekruten nichts zu lachen, wenn ich meinem Bruder von der Bundeswehr berichtete, musste er immer lachen und manchmal wütend. Das hat ihn bis heute zum Nachtteil geprägt. Sauberkeitstick und Wechsel von guter Laune zu schlechter Laune.
Dagegen war meine Bundeswehrzeit die reinste Erholung.
Geändert von Manitu (01-02-2023 um 16:39 Uhr)
Bei meinem Bruder in der Grundausbildung war ein etwas korpulenter Typ dabei, der hatte mit der Sturmbahn, einer der längsten und schwersten in der Welt, so seine Probleme, kam da nicht rüber, es mussten alle solange drüber, bis er die auch schafft. Ende vom Lied, er kollabierte und ist gestorben. Bei ihm wurde eine Herzfehler übersehen.
Kann jedem beglückwünschen, der da nicht mehr hin musste, ich hatte auch Glück, das die Wende rechtzeitig kam.
Ich meine mich zu erinnern, dass der neue Verteidigungsminister das vor allem wegen der gesellschaftlichen Akzeptanz vorbrachte.
So sah ich es früher auch und war z. B. gegen eine Berufsarmee, weil da dann die ganz strammen (im negativen Sinn) versammelt sind, die auch keine Ahnung mehr von Berufen und Abläufen außerhalb hatten und sich politisch eher rechts, sehr rechts einordneten, eher für undemokratisches Verhalten bekannt waren. Also, zumindest in meinem jugendlichen Umfeld wurde ganz krass zwischen Berufssoldaten und Wehrpflichtigen unterschieden, letztere im positivem Sinn (außer, wenn sie zum Wochenende hin in den Zügen am Saufen und Gröhlen war, naja nur Teile davon ).
Wehrdienst für alle (inzwischen dann ja auch für Frauen) bedeutete auch dem entgegen zu wirken, da immer wieder normale Leute von außerhalb dazu kommen, mit einem anderen gesellschaftlichen Blickwinkel und regelmäßiger Wechsel erfolgte. Dadurch wird auch die Akzeptanz (oder gar Respekt) unter der Bevölkerung, als wichtige Organisation innerhalb (!) der Gesellschaft gestärkt.
Ich weiß, dass früher auch vieles falsch lief, aber ich denke mir, mit der heutigen Entwicklung und fortschrittlicherer Einstellung könnte das inzwischen vermindert werden. O. g. Vorzüge sehe ich aktuell immer noch als wichtiger an, auch die Gefahren, die durch eine gefestigte, außerhalb stehende Berufsarmee latent vorhanden sind, wären geringer.
Sicher wäre ich mir aber auch noch nicht, verstehe aber eben die Forderung nach der Wehrpflicht oder alternativ soziales Jahr (ähnlich wie früher für die Wehrdienstverweigerer).
Geändert von storch (01-02-2023 um 22:50 Uhr)
Wieso ist das eigentlich nie ein Argument in Ländern mit einer Berufsarmee wie den USA oder GB gewesen? Zumal nach wie vor die Mehrheit derjenigen, die angeblich eine andere Gesinnung in die Bundeswehr bringen könnten, lieber den Zivil- oder Ersatzdienst wählen würden.
Zudem sage ich mal aus eigener Erfahrung, dass man als popliger Schütze (in meinem Fall war der erste Rang "Flieger") und dann Gefreiter wohl kaum einen mäßigenden Einfluss auf einen stramm rechten Vorgesetzten haben würde. Dem steht schon der erwartete Gehorsam samt möglicher Gängelung entgegen, und nach wenigen Monaten ist man eh wieder weg. Mit diesen Menschen erfährt man sowieso kaum sowas wie Gemeinschaft oder Kameradschaft. Dazu wird viel zu oft der Status des Vorgesetzten ausgespielt. Ich habe besonders in der Grundausbildung eher Verachtung für die immer wieder neuen scheinbar dämlichen Wehrpflichtigen erlebt, die sowieso auf den Dienst keinen Bock hatten. Und in der Stammeinheit später eher Ratlosigkeit, was man eigentlich mit den Wehrpflichtigen großartig anfangen soll.
Was die Lust auf den Dienst betrifft: Bei mir war es sowieso eher eine umgekehrte Zivildienstverweigerung, weil ich mich nicht ausreichend vorher informiert hatte, dass man da mit gewissen Beziehungen (die ich gehabt hätte) durchaus in angenehmen und teils gar interessanten Stellen unterkommen kann. Ich wollte einfach nicht als Pfleger eingesetzt werden. Dass ich das wahrscheinlich auch gar nicht gemusst hätte, hatte ich wie gesagt nicht rechtzeitig geahnt, ich war auch nicht negativ gegenüber der Bundeswehr eingestellt, und die damals drei Monate weniger Dienstzeit hatten mir auch zugesagt.
Diejenigen, die sich weiter verpflichten, sind doch dann eh meistens gesinnungsmäßig wieder ähnlich denjenigen, die sich von Anfang an für den Weg entschieden haben. Ich kannte da früher auch allenfalls welche, welche die Wartezeit aufs Studium überbrücken wollten oder - jedenfalls hat derjenige immer das als Grund genannt - dass es ihnen die Möglichkeit einer bestimmten Ausbildung oder eines Studiums vereinfache. Die Allermeisten inklusive desjenigen, der seine 12 Jahre abgedient hat, haben der Bundeswehr nie eine Träne nachgeweint und haben das sonstige "zivile" Leben bei weitem bevorzugt, inklusive Aussage, dass sie sich rückblickend vielleicht auch anders entschieden hätten. Das Problem ist nämlich auch für diejenigen oft eher, dass die Bundeswehr nicht gerade ideal in Sachen Vorbereitung für das zivile Arbeitsleben danach ist. Der Freund von mir hat da gewaltige Eigeninitiative nebenbei ergreifen müssen.
Man könnte sich ja auch mal Gedanken machen, woher eigentlich der heute viel größere Wunsch nach Selbstverwirklichung kommt, den es angeblich früher nicht so gegeben haben soll. Darauf mit Zwangsverpflichtungen zu reagieren, die gewaltige Kosten mit sich bringen (wird nicht oft darüber geklagt, dass viele zu spät ins Berufsleben einsteigen? Es wird da auch viel zu selten darüber nachgedacht, was es eigentlich volkswirtschaftlich bedeutet, wenn fähige Menschen also weniger Zeit haben, ihr Talent beruflich auszuschöpfen, wodurch ja oft auch Jobs für weitere geschaffen würden), erscheint mir als platte Holzhammermethode. Die sowieso meistens von denjenigen kommt, die davon nicht mehr betroffen wären. Schon billig, immer wieder zu fordern, wenn man selbst fein raus ist.
Bei mir wären es 5 Monate Unterschied gewesen. 15 Monate Bund oder 20 Monate Zivi. Wäre mit meinem weiteren geplanten Lebensweg nicht kompatibel gewesen. Ich hätte 1 Jahr verloren.
Ich fand es damals so und ich sehe es auch heute noch so. Eine Berufsarmee ist das einzig richtige. Als Wehrdienstleistender war das Motto: Tarnen, täuschen, verpissen.
"Wenn du die Welt vereinen willst, gründe mehr Rockbands, nicht politische Parteien und Religionen" - Gene Simmons
Pistorius über Leopard-Nachbestellungen: „Woher das Geld dafür kommt, ist mir ehrlich gesagt egal“ [focus.de]
Endlich spricht jemand einmal offen und ehrlich das Motto der aktuellen Bundesregierung aus.[...] Man könne Panzer nicht bestellen und kurze Zeit später stünden sie auf dem Kasernenhof. Dennoch sei es wichtig, hier so schnell wie möglich zu reagieren. Dabei betonte Pistorius: „Woher das Geld dafür kommt, ist mir ehrlich gesagt egal.“ [...]
We're too young until we're too old - We're all lost on the yellow brick road - We climb the ladder but the ladder just grows - We're born, we work, we die, it's spiritual
(Kenny Chesney - "Rich And Miserable")
Ich muss dir und den anderen Jungs aus dem Osten aus der ersten Hälfte der Neunziger übrigens danken. Hat dieser Schub an neuen Wehrpflichtigen doch wahrscheinlich dafür gesorgt, dass ich nicht eingezogen wurde. War schon etwas zurückgestellt, mein Tauglichkeitsgrad war eher so mittel, über die IHK oder den Einzelhandelsverband (weiß nicht mehr genau) haben wir der Bundeswehr unsere berufliche Situation (Familienbetrieb, Vater gesundheitlich angeschlagen) geschildert. Kam ein Schreiben mit Mitteilung, ich sei erst mal zurückgestellt, müsse aber bis zum 30. Lebensjahr damit rechnen, dass ein Einberufungsbefehl kommen könnte. In der zweiten Hälfte der Neunziger hatte sich das dann erledigt
Nach der Ausbildung hatte ich mich von mir aus bei der BW gemeldet, dass ich dann frei wäre für Wehrdienst. Keine Reaktion. Als ich dann im Anschluss meinen neuen Job hatte, kam dann Musterung und Einberufung, allerdings war ich durch Umstände bedingt auf meinen Arbeitsplatz unabkömmlich. Wurde dann UK gestellt. UK-Stellung lief aus, ich mich wieder gemeldet. Keine Reaktion. UK-Stellung war dann wieder gegeben, prompt war die nächste Einberufung wieder da. Antrag UK und Bewilligung. Trotzdem hatten die danach dann einen Knick im System und ich erhielt regelmäßig neue Einberufungen (habe irgendwann aufgehört zu zählen), wobei es lustig zu beobachten war, dass jede neue Einberufung immer weiter weg vom Heimatort war als die vorherige. Ich glaube am Ende hätte ich zu Manitu frühstücken gehen können.
Meine "militärische Grundausbildung" habe ich bereits Ende der 50iger Jahre auf der Volksschule erhalten. Unser Sportlehrer war vermutlich ein ehemaliger Feldwebel der Wehrmacht, ein richtiger Spieß.
Unser Sportprogramm bestand aus …
- Hampelmann zum Aufwärmen
- aus der Bauchlage aufspringen, fünf Schritte Sprint, aus dem Lauf Hechtsprung mit abrollen über die Schulter, vier seitwärtige Rollen und in Bauchlage liegenbleiben (Vorwärtsbewegung im Gefecht).
- Zielwerfen mit einem kleinen Ledersack. Aus der Hocke aufspringen, den umgekippten Lederbock anvisieren, werfen und flach auf den Bauch werfen (Handgranatenwurf).
- Seil und Stangen hinaufklimmen ohne die Beine benutzen, nur mit Kraft der Arme (Krafttraining).
- 10 Sprintschritte, Sprung hinter Kasten, wieder 10 Sprintschritte zum nächsten Kasten, erneut 10 Sprintschritte zum nächsten Kasten usw. Bei den Sprintschritten zwischen den Kästen den geworfenen Bällen der Mitschüler ausweichen (Strassen-/Häuserkampf)
- Mit vor der Brust gekreuzten Armen vom Kasten aus zwei Meter Höhe auf Matte springen, abrollen und im Zick-Zack gehockt weglaufen (Fallschirmlandung).
- Kraftübung an den Ringen (mit abgestreckten Armen eine Minute Krafthalten).
- 10 Runden Dauerlauf auf der Aschenbahn, bei jedem Pfiff seiner Trillerpfeife hinschmeißen und robben, beim nächsten Pfeifsignal aufspringen, weiterlaufen und erneut beim nächsten Pfiff hinschmeißen und robben. 10 Runden bis die Seiten stachen, die Zunge heraushing, die Knie und Schienenbeine rot waren. Von der roten Aschenbahn und den Schürfkratzern.
(habe ich später bei der Bundeswehr auch erlebt).
Wir Schüler fanden nichts dabei und nach einem Jahr waren wir tatsächlich "zäh wie Leder, flink wie Windhunde und hart wie Kruppstahl."
Das da vermutlich ein alter Landser die neue Jugend militärisch drillte war uns Jungs gar nicht klar. Dann haben wir es vergessen und erst in der Erinnerung kommt einem der Sportunterricht sehr militärisch vor.
Heute hätten wir, mit der körperlichen Fitness von damals, fast jeden freiwilligen Bewerber bei der heutigen Bundeswehr in den Schatten gestellt. Im Durchschnitt fallen 53% der Bewerber bei den Fitnessprüfungen durch, weitere 10% sind dauerhaft den körperlichen Anforderungen nicht gewachsen.
Die Bundeswehr hat seit 2010 auf den BFT – Basis Fitness Test umgestellt. Die Durchfallquote ist durchweg sehr hoch, obwohl das Leistungsniveau in der Vergangenheit drastisch gesenkt wurde.
Kann sich jemand von Euch an ähnlichen Sportunterricht in den 50igern/Anfang 60iger erinnern? Ich meine nicht Wehrunterricht als Teil der Wehrerziehung in der DDR.
Oculus Exercitus - wie Phönix wiederbelebt
Ui, Opas erzählen vom Krieg!
Gez.: T - 13.415
An manchen Tagen bist Du die Statue,
an anderen die Taube.
In der ukraine/russland und weiten Teilen ist das noch immer topaktuell, auch wenn man das in der westlichen wohlstandsblase nicht mitbekommt, made in the usa.