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  1. #1

    Gewalt gegen Frauen - körperlich, sexuell, emotional, strukturell

    Der letzte Thread Protestaktion gegen Gewalt gegen Frauen ist voll.

    Aber das Thema bleibt leider weiter virulent. Hier ein Bericht vom WDR vom September:
    Woher kommt der Hass auf Frauen?



    Und nicht zu vergessen diese 15 Minuten zum Verstehen:

    https://www.youtube.com/watch?v=uc0P...has_verified=1

  2. #2
    Speechless, not clueless Avatar von ganzblau
    Ort: im Dörfli
    Danke fürs Eröffnen, Marmelada

    In Polen gehen Zehntausende auf die Strasse, um gegen die neuen Abtreibungsverbote zu protestieren. Die Regierung verbietet mittlerweile Schwangerschaftsabbrüche auch nach Vergewaltigungen - oder wenn die Gesundheit der Mutter auf dem Spiel steht.

    Die Proteste sind dabei auch gegen die katholische Kirche gerichtet - und ganz allgemein gegen die Rechtswende, die die Rechte von Frauen und Minoritäten zu beschneiden sucht.

    Ein paar Presseberichte:

    Gericht verschärft Abtreibungsverbot (Tagesschau, 22.10.)

    Proteste gegen Verschärfung des Rechts auf Schwangerschaftsabbruch (Die ZEIT, 23.10.)

    "Die Hölle für Frauen" (Spiegel, 23.10.)

    How Poland’s New Abortion Law Became Such a Flash Point (New York Times, 27.10.)
    If we don't succeed in leaving patriarchy behind, this planet is toast.

  3. #3
    Zitat Zitat von ganzblau Beitrag anzeigen
    In Polen gehen Zehntausende auf die Strasse, um gegen die neuen Abtreibungsverbote zu protestieren.
    Das finde ich soo gut. Vielleicht hilft dieser Ruck Frauen zu kapieren, in was für einer Gesellschaft, mit was für einer Regierung sie da unterwegs sind.

  4. #4
    Hannix
    unregistriert
    Was für starke und beeindruckende Bilder aus Warschau.



    @Dok_Wu
    Zahlreiche Quellen, Videos etc zeigen jetzt: die friedliche Demo wurde massiv von Rechtsextremen mit Waffen angegriffen: von Teleskopschlagstöcken und gar Messern ist die Rede. Polizei und Militär lassen offenbar teilweise gewähren.

  5. #5
    Team Cihan Çelik Avatar von Saruman
    Ort: Borg is Killer
    Beeindruckend!!







    Was sagt denn eigentlich das auswärtige Amt der Bundesregierung dazu?Schweigen?
    Geändert von Saruman (31-10-2020 um 04:26 Uhr)

  6. #6
    homo novus Avatar von caesar
    Ort: milchstrasse
    Im Bundestag wurde gerade ein neues Denkmal für die polnischen NS-Opfer beschlossen.

    Man möchte ja der PIS keine neue Steilvorlage liefern, indem man im oberlehrerhaften Willlhelm II-Ton den Polen Anweisungen gibt, was sie zu tun oder lassen haben.
    das melken eines leeren euters bewirkt nur,
    das man vom melkstuhl gestossen wird.

    rise and rise again until the lambs become to lions.

  7. #7
    Ich traue Heiko II. so allerhand zu. Aber das würde ihm wahrscheinlich den Job kosten, wenn er sich in Gesetzgebungen anderer Länder einmischt.
    Noch nicht mal die EU hat hier irgendwas zu melden.

  8. #8
    Zitat Zitat von ganzblau Beitrag anzeigen
    Danke fürs Eröffnen, Marmelada

    In Polen gehen Zehntausende auf die Strasse, um gegen die neuen Abtreibungsverbote zu protestieren. Die Regierung verbietet mittlerweile Schwangerschaftsabbrüche auch nach Vergewaltigungen - oder wenn die Gesundheit der Mutter auf dem Spiel steht.

    Die Proteste sind dabei auch gegen die katholische Kirche gerichtet - und ganz allgemein gegen die Rechtswende, die die Rechte von Frauen und Minoritäten zu beschneiden sucht.

    Ein paar Presseberichte:

    Gericht verschärft Abtreibungsverbot (Tagesschau, 22.10.)

    Proteste gegen Verschärfung des Rechts auf Schwangerschaftsabbruch (Die ZEIT, 23.10.)

    "Die Hölle für Frauen" (Spiegel, 23.10.)

    How Poland’s New Abortion Law Became Such a Flash Point (New York Times, 27.10.)
    In den von dir genannten Fällen ist es weiterhin erlaubt. Hier ging es um missgebildete Föten.

    Mal abgesehen davon, dass das Abtreibungsrecht in Polen besonders streng ist, was ich natürlich nicht gut finde, ist dieser Punkt tatsächlich kritisch und kontrovers.

  9. #9
    Zitat Zitat von Lieb-Ellchen Beitrag anzeigen
    Mal abgesehen davon, dass das Abtreibungsrecht in Polen besonders streng ist, was ich natürlich nicht gut finde, ist dieser Punkt tatsächlich kritisch und kontrovers.
    Verständnisfrage: Wenn Du es für kritisch und kontrovers hältst, bestimmte Schwangerschaften abzubrechen, was genau ist Dir am polnischen Abtreibungrecht dann zu streng? Für mich klingt das in sich unlogisch.

  10. #10
    Zitat Zitat von Mieze Schindler Beitrag anzeigen
    Verständnisfrage: Wenn Du es für kritisch und kontrovers hältst, bestimmte Schwangerschaften abzubrechen, was genau ist Dir am polnischen Abtreibungrecht dann zu streng? Für mich klingt das in sich unlogisch.
    Wenn ich eine Lösung habe, die Fristen festlegt, dann ist das vom Gesetz her unabhängig davon, ob z.B. eine Missbildung des Fötus vorliegt oder eine Behinderung des Kindes sicher ist oder zu erwarten ist. Für die Mutter selbst kann das natürlich der Grund sein, das Kind abtreiben zu lassen.
    Ich nenne mal den Begriff "unwertes Leben" der in dem Zusammenhang immer mal hochkommt. Fand ich auch in der Stellungnahme auf einer Kirchenseite.
    Ich kann mir unabhängig von meiner Einstellung vorstellen, dass das bei der Entscheidung der Verfassungsrichter eine Rolle spielte.
    Die Proteste sind dennoch mehr als nachvollziehbar, weil das ohnehin schon restriktive Gesetz weiter verschärft wird.
    Ich fürchte, dass es nur hilft, die jetzige Regierung irgendwann abzuwählen. Aber vielleicht wird der Protest in diesem erzkonservativen Land nicht mal von der Mehrheit der Wähler mitgetragen oder es ist ihnen egal.

    So ist es wie früher hier. Die Eingriffe werden im benachbarten Ausland vorgenommen.
    Geändert von Lieb-Ellchen (01-11-2020 um 13:22 Uhr)

  11. #11
    Und denen, die sich das Ausland nicht leisten können, bleiben Kleiderbügel und Co. Es ist so zum Kotzen.

  12. #12
    Zitat Zitat von Lieb-Ellchen Beitrag anzeigen
    Wenn ich eine Lösung habe, die Fristen festlegt, dann ist das vom Gesetz her unabhängig davon, ob z.B. eine Missbildung des Fötus vorliegt oder eine Behinderung des Kindes sicher ist oder zu erwarten ist.
    Ja, Polen hat aber keine Lösung, die Fristen festlegt. In Polen darf eine Frau nicht selber entscheiden.

    Die neue Gesetzgebung sieht vor, dass Frauen auch dann Kinder austragen müssen, wenn sie mit Sicherheit tot geboren werden und auch wenn das eigene Leben der Frau in Gefahr ist.

    Hinter solchen Gesetzen stehen keine "kritschen und kontroversen" Gedanken und es hat auch null komma null mit "unwertem Leben" zu tun (ein Nazi-Ausdruck übrigens). Es ist einfach nur zynisch und brutal gegenüber den Frauen.

  13. #13
    Zitat Zitat von Mieze Schindler Beitrag anzeigen
    Ja, Polen hat aber keine Lösung, die Fristen festlegt. In Polen darf eine Frau nicht selber entscheiden.

    Die neue Gesetzgebung sieht vor, dass Frauen auch dann Kinder austragen müssen, wenn sie mit Sicherheit tot geboren werden und auch wenn das eigene Leben der Frau in Gefahr ist.

    Hinter solchen Gesetzen stehen keine "kritschen und kontroversen" Gedanken und es hat auch null komma null mit "unwertem Leben" zu tun (ein Nazi-Ausdruck übrigens). Es ist einfach nur zynisch und brutal gegenüber den Frauen.
    Ich glaube, dass du mich grundlegend falsch verstanden hast. Vielleicht denke und schreibe ich oft schon den Schritt zu weit. Oder formuliere missverständlich.

    Zunächst mal zu dem polnischen Recht. Gemäß den Links von ganzblau sind Schwangerschaftsabbrüche bei Gefahr der Mutter noch erlaubt. Mit den sicher tot auf die Welt kommenden Kindern weiß ich nicht. Gibt es so was? Also diese Sicherheit?
    Was ich nicht weiß, wie die noch bestehenden Möglichkeiten überhaupt in der Praxis angewandt werden. Da in den Fällen Gefahr der Mutter und Vergewaltigung nur sehr wenige Abbrüche vorkommen, ist die Handhabung vielleicht restriktiv. Oder kommt so selten vor.

    Man kann also sagen, dass die Abtreibung im Grunde verboten ist.

    Die Fristenlösung, die wir haben, wenn auch mit dieser Beratungspflicht, gibt der Mutter jedenfalls für diesen Zeitraum ein Selbstbestimmungsrecht. Sie kann also unabhängig von der Indikation bzw. irgendeiner Indikation nach Erfüllen der Beratungsauflagen selbst entscheiden.

    Bei Spätabtreibungen gibt es jedoch Indikationen. Allerdings nur in Bezug auf die Mutter nicht auf das Kind.

    Das Problem ist einfach: Kann der Staat eine Behinderung als Indikation akzeptieren, wenn der Abbruch ansonsten strafbar ist? Also in Polen immer und in D nach der 11. Woche? Da mag der Hinweis auf den Nazispruch (das war mit bekannt und so gewollt) unangemessen erscheinen, aber wenn der Staat, in welchem Stadium auch immer, das Leben kategorisiert, dann hat der ein Problem. Er ist ein Verfassungsorgan. Daher würde unser Verfassungsgericht diese Indikationslösung möglicherweise verwerfen.
    Daher kann die wirkliche Lösung nur das Selbstbestimmungsrecht der Frau sein. Fristenunabhängig. Also eine Abschaffung des § 218.
    Allerdings könnte da natürlich auch das Bundesverfassungsgericht dazwischen funken.

    Also unser jetziges Recht ist besser als nichts und nach dem langen Kampf doch ein Erfolg. Aber perfekt auf keinen Fall.

    Hier ein interessanter Kommentar dazu:

    https://www.lto.de/recht/hintergruen...e-deutschland/
    Geändert von Lieb-Ellchen (01-11-2020 um 20:07 Uhr)

  14. #14
    Zielstrebig Avatar von moki
    Ort: bald Hamburg
    Es gibt ganz fürchterliche Missbildungen, die man sich gar nicht vorstellen mag.


    Neugeborene ohne Kopf oder mit fehlenden wichtigen inneren Organen.



    Und um diese Neugeborene geht es auch u. a. Diese Missbildungen kann man früh erkennen und entsprechend handeln, aber in Polen müssen Mütter diese missgebildeten Kinder austragen. Es ist menschenverachtend.
    Gegen Faschisten und deren Sympathisanten zu sein, macht einen nicht automatisch links, sondern demokratisch gesinnt.

  15. #15
    Zitat Zitat von moki Beitrag anzeigen
    Es gibt ganz fürchterliche Missbildungen, die man sich gar nicht vorstellen mag.


    Neugeborene ohne Kopf oder mit fehlenden wichtigen inneren Organen.



    Und um diese Neugeborene geht es auch u. a. Diese Missbildungen kann man früh erkennen und entsprechend handeln, aber in Polen müssen Mütter diese missgebildeten Kinder austragen. Es ist menschenverachtend.
    Einfach mal was zu dem Thema, wie es bei uns gehandhabt wird.

    https://www.t-online.de/leben/famili...n-gelten-.html

    Durch die Fristenlösung stellt sich das Problem nur bei Spätabtreibungen. Die Indikation Behinderung des Kindes ist auch hier verboten. Daher weicht man auf die Indikation "Gefahr der körperlichen oder seelischen Gesundheit der Frau" aus.

    Dass es menschenverachtend ist, was du beschreibst, sehe ich auch so. Menschenverachtend ist aber schon das fehlende Selbstbestimmungsrecht der Frau. Und unser Grundgesetz stellt das werdende Leben unter den Schutzschirm des Staates. Es öffnet weiterhin alle Tore für künftige Mehrheiten, in die Barbarei, die hier bis 1993 bzw. 1995 galt, zurückzufallen. Man braucht nur den § 218a ff. mit einfacher Mehrheit zu streichen.
    Für ein vollständiges Selbstbestimmungsrecht müsstest du das Grundgesetz ändern.

    Den polnischen Frauen wünsche ich, dass sie weiter durchhalten und vielleicht Teilerfolge erzielen. Vielleicht wie bei uns der Umweg auf eine andere Indikation.
    Geändert von Lieb-Ellchen (02-11-2020 um 17:20 Uhr)

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