Ich würde im Fall der Widerspruchslösung widersprechen, da ich zwar nicht generell gegen Organspende bin, aber gegen die derzeitige Praxis. (Und bevor hier jemand Schnappatmung bekommt, ich kann mir ehrlich gesagt auch nicht die Annahme eines Organs derzeit vorstellen).
Für mich wäre eine Voraussetzung für die Organspende die verpflichtende Narkose des Organspenders. Ich halte die Wahrscheinlichkeit zwar für äußerst gering, dass bei korrekter Hirntoddiagnose noch eventuelles Schmerzrestempfinden des Organspenders vorhanden ist, aber ich denke man sollte diesbezüglich auf Nummer sicher gehen. Es wird teilweise narkotisiert, aber oft nur deshalb, um Reflexbewegungen (Lazaruseffekt) zu verhindern. Verpflichtend ist sie jedenfalls nicht.
Bei Hirntoddiagnosen passieren Fehler, sie werden nicht immer richtig diagnostiziert, auch weil sie nicht immer durch Experten wie z.B. Neurologen durchgeführt werden.
https://www.sueddeutsche.de/gesundhe...ntot-1.1891373
Der Artikel ist insgesamt sehr lesenswert.
Eine weitere Organtransplantation wurde nach Aufschneiden des Organspenders abgebrochen, weil Zweifel an der korrekten Hirntoddiagnose bestanden.
(s. z.B. hier
https://www.merkur.de/leben/gesundhe...r-4619490.html und hier
https://www.spiegel.de/gesundheit/di...-a-954167.html)
Außerdem ist das Hirntod-Konzept auch unter Medizinern nicht völlig unumstritten. Ich kenne selbst Ärzte und Wissenschaftlicher, die in der Neurologie arbeiten/gearbeitet haben und selbst nicht spenden werden. Nicht falsch verstehen, die Wahrscheinlichkeit, dass in Deutschland ein korrekt als hirntod Diagnostizierter wieder aufwacht, halte ich für ausgeschlossen, ob aber nicht noch ein Restempfinden vorhanden ist, kann man mMn nicht völlig ausschließen, auch wenn ich die Wahrscheinlichkeit für sehr, sehr gering halte. Das Gehirn ist ein komplexes Gebilde, das noch nichtmal annähernd erforscht ist. Bewegungen, gesteigerte Atmung, höherer Blutdruck des Organspenders rein als Reflexe abzutun, halte ich persönlich für zweifelhaft. Wer weiss, welche Erkenntnisse es in 10, 20 Jahren zum Hirntod bzw. Hirnfunktionen geben wird.
Hier noch ein paar Artikel bezüglich der Hirntoddiagnostik:
https://www.sueddeutsche.de/gesundhe...tote-1.1299076
https://www.aerztezeitung.de/medizin...hirntodes.html
https://www.suedkurier.de/ueberregio...350069,9907857
Edit:
https://www.heise.de/tp/features/Wan...t-4399929.html
Ich fände es aufgrund dieser Punkte wichtig, dass die Narkose verpflichtend wäre, das gebietet ehrlich gesagt mMn auch der Respekt gegenüber dem Organspender und ich verstehe nicht, warum das nicht gemacht wird.
Aber ich finde generell auch einiges andere, wie z.B. die Formulierungen in den "Informationsschreiben" der DSO bzw. die Skandale um Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe fragwürdig. Das allein wären für mich aber keine Gründe gegen eine Organspende, auch wenn sie mein Vertrauen nicht gerade stärken.