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  1. #46
    Zitat Zitat von dedeli Beitrag anzeigen
    Ich würde im Fall der Widerspruchslösung widersprechen, da ich zwar nicht generell gegen Organspende bin, aber gegen die derzeitige Praxis. (Und bevor hier jemand Schnappatmung bekommt, ich kann mir ehrlich gesagt auch nicht die Annahme eines Organs derzeit vorstellen).


    Für mich wäre eine Voraussetzung für die Organspende die verpflichtende Narkose des Organspenders. Ich halte die Wahrscheinlichkeit zwar für äußerst gering, dass bei korrekter Hirntoddiagnose noch eventuelles Schmerzrestempfinden des Organspenders vorhanden ist, aber ich denke man sollte diesbezüglich auf Nummer sicher gehen. Es wird teilweise narkotisiert, aber oft nur deshalb, um Reflexbewegungen (Lazaruseffekt) zu verhindern. Verpflichtend ist sie jedenfalls nicht.

    Bei Hirntoddiagnosen passieren Fehler, sie werden nicht immer richtig diagnostiziert, auch weil sie nicht immer durch Experten wie z.B. Neurologen durchgeführt werden.

    https://www.sueddeutsche.de/gesundhe...ntot-1.1891373
    Der Artikel ist insgesamt sehr lesenswert.

    Eine weitere Organtransplantation wurde nach Aufschneiden des Organspenders abgebrochen, weil Zweifel an der korrekten Hirntoddiagnose bestanden.
    (s. z.B. hier https://www.merkur.de/leben/gesundhe...r-4619490.html und hier https://www.spiegel.de/gesundheit/di...-a-954167.html)

    Außerdem ist das Hirntod-Konzept auch unter Medizinern nicht völlig unumstritten. Ich kenne selbst Ärzte und Wissenschaftlicher, die in der Neurologie arbeiten/gearbeitet haben und selbst nicht spenden werden. Nicht falsch verstehen, die Wahrscheinlichkeit, dass in Deutschland ein korrekt als hirntod Diagnostizierter wieder aufwacht, halte ich für ausgeschlossen, ob aber nicht noch ein Restempfinden vorhanden ist, kann man mMn nicht völlig ausschließen, auch wenn ich die Wahrscheinlichkeit für sehr, sehr gering halte. Das Gehirn ist ein komplexes Gebilde, das noch nichtmal annähernd erforscht ist. Bewegungen, gesteigerte Atmung, höherer Blutdruck des Organspenders rein als Reflexe abzutun, halte ich persönlich für zweifelhaft. Wer weiss, welche Erkenntnisse es in 10, 20 Jahren zum Hirntod bzw. Hirnfunktionen geben wird.

    Hier noch ein paar Artikel bezüglich der Hirntoddiagnostik:
    https://www.sueddeutsche.de/gesundhe...tote-1.1299076
    https://www.aerztezeitung.de/medizin...hirntodes.html
    https://www.suedkurier.de/ueberregio...350069,9907857
    Edit: https://www.heise.de/tp/features/Wan...t-4399929.html

    Ich fände es aufgrund dieser Punkte wichtig, dass die Narkose verpflichtend wäre, das gebietet ehrlich gesagt mMn auch der Respekt gegenüber dem Organspender und ich verstehe nicht, warum das nicht gemacht wird.

    Aber ich finde generell auch einiges andere, wie z.B. die Formulierungen in den "Informationsschreiben" der DSO bzw. die Skandale um Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe fragwürdig. Das allein wären für mich aber keine Gründe gegen eine Organspende, auch wenn sie mein Vertrauen nicht gerade stärken

    .
    genau diese Gründe waren es auch, warum ich voreinigen Jahren meinen Spenderausweis weggeworfen habe.

  2. #47
    Ich habe selbst einen Spenderausweis, bin aber absolut dagegen, dass jede/r automatisch seine Organe freigibt, der/die nicht ausdrücklich widerspricht.

    Das Recht der Verfügung über den eigenen Körper sollte nicht außer Kraft gesetzt werden, nur weil man es - aus welchen Gründen auch immer - versäumt hat, sich eindeutig zu positionieren.

    Das ist eine Grundsatzfrage. Der Körper eines Menschen ist kein Allgemeingut, keine Ressource auf die man staatlich abgesegnet Zugriff haben sollte, auch nicht nach dem Hirntod.

    Und denjenigen pauschal Egoismus zu unterstellen, die nicht bereit sind, ihre Organe zu spenden oder sich zwangsweise zu einer Entscheidung durchzuringen, finde ich ziemlich daneben. Es kann sehr verschiedene Gründe geben, dies nicht zu wollen oder zu können.

  3. #48
    Zitat Zitat von Vitamin_D Beitrag anzeigen
    Und denjenigen pauschal Egoismus zu unterstellen, die nicht bereit sind, ihre Organe zu spenden oder sich zwangsweise zu einer Entscheidung durchzuringen, finde ich ziemlich daneben. Es kann sehr verschiedene Gründe geben, dies nicht zu wollen oder zu können.
    Ich glaube es ging eher darum, dass es egoistisch ist, die Entscheidung auf seine Angehörigen abzuladen weil man zu Lebzeiten nicht Willens ist, sich damit auseinanderzusetzen. Und das sehe ich tatsächlich recht ähnlich. Es gibt so viele unterschiedliche Meinungen zum Thema, dass ich heilfroh bin, diese Entscheidung für niemanden treffen zu müssen bzw. den sehr eindeutigen Willen meiner Eltern kenne.

  4. #49
    pflegt ihren Dachschaden Avatar von BlackGirl
    Ort: Kölle
    Zitat Zitat von Tante Charlie Beitrag anzeigen
    Ich glaube es ging eher darum, dass es egoistisch ist, die Entscheidung auf seine Angehörigen abzuladen weil man zu Lebzeiten nicht Willens ist, sich damit auseinanderzusetzen. Und das sehe ich tatsächlich recht ähnlich. Es gibt so viele unterschiedliche Meinungen zum Thema, dass ich heilfroh bin, diese Entscheidung für niemanden treffen zu müssen bzw. den sehr eindeutigen Willen meiner Eltern kenne.


    Was auch der Grund war, daß ich mit meiner Tochter über das Thema gesprochen habe. Für Eltern ist eine Entscheidung verdammt schwer und mir war wichtig zumindest so grundsätzlich ihre Gedanke dazu zu erfahren.

  5. #50
    Sabuha
    unregistriert
    Zitat Zitat von Tante Charlie Beitrag anzeigen
    Ich glaube es ging eher darum, dass es egoistisch ist, die Entscheidung auf seine Angehörigen abzuladen weil man zu Lebzeiten nicht Willens ist, sich damit auseinanderzusetzen.
    Und genau das geht mir durch den Kopf.
    Ich könnte mir vorstellen, Organe zu spenden. Aber ich habe auch Situationen im Kopf, in denen ich nicht spenden wollen würde, wenn ich es entscheiden könnte.
    Außerdem habe ich mich auch noch nicht damit auseinandergesetzt, was es bedeutet oder wie das abläuft, wenn ich meinen toten Körper der Wissenschaft spende.

    Wie gesagt, ich bin unschlüssig.
    Auch weiß ich noch nicht, ob ICH entscheiden möchte, was mit mir passiert und wie eine Bestattung aussieht.
    Oder ob es mir total egal ist, was mit mir passiert und ich diese Entscheidung daher lieber meinen Hinterbliebenen überlassen möchte.

    Nicht, weil ich egoistisch bin und das auf die abladen möchte. Sondern eigentlich genau umgekehrt.
    Weil ich denke, dass SIE damit leben müssen. Ich bin ja tot.
    Brauchen sie mich im Sinne von "irgendwo ist die begraben und ich gehe mal hin und rede mit ihr".
    Falls ja, ist es ihnen egal, in welcher Form? Komplette Leiche, als Asche, klassicher Friedhof, Waldfriedhof etc.
    Kämen sie damit klar, dass ich zerlegt und gespendet werde, egal ob an einen Kranken oder an die Uni.
    usw

    Für den Fall, dass man sich nicht einig ist, könnte ich ja Vorgaben machen.

    Diese Gedanken habe ich aber noch garnicht alle zu Ende gedacht, schon garnicht mit den Kindern besprochen.
    Ich würde gerne erstmal eine Entscheidung für mich treffen, ob ich die Entscheidung anderen überlassen möchte, ob die anderen dazu auch bereit wären und dann den Rest ...

    Zum jetzigen Zeitpunkt müsste ich wohl widersprechen, weil ich garnicht so weit mit meinen Überlegungen bin.

  6. #51
    Zitat Zitat von Sabuha Beitrag anzeigen
    Nicht, weil ich egoistisch bin und das auf die abladen möchte. Sondern eigentlich genau umgekehrt.
    Weil ich denke, dass SIE damit leben müssen. Ich bin ja tot.
    Brauchen sie mich im Sinne von "irgendwo ist die begraben und ich gehe mal hin und rede mit ihr".
    Falls ja, ist es ihnen egal, in welcher Form? Komplette Leiche, als Asche, klassicher Friedhof, Waldfriedhof etc.
    Kämen sie damit klar, dass ich zerlegt und gespendet werde, egal ob an einen Kranken oder an die Uni.
    usw
    DAS kann man tatsächlich nur regeln und erfahren, wenn man darüber spricht. Frag sie doch einfach ob sie damit klarkämen. Was sie möchten. Ich finde es total wichtig darüber zu reden, bevor es so weit ist.

  7. #52
    Sabuha
    unregistriert
    Zitat Zitat von Tante Charlie Beitrag anzeigen
    DAS kann man tatsächlich nur regeln und erfahren, wenn man darüber spricht. Frag sie doch einfach ob sie damit klarkämen. Was sie möchten. Ich finde es total wichtig darüber zu reden, bevor es so weit ist.
    Ja, aber bevor ich sie frage, ob sie das entscheiden möchten, sollte ich für mich selber erstmal klarstellen, ob ich das will.
    Das weiß ich noch nicht.
    Das sind alles Gedanken, die mal hochkommen.
    Aber ich habe mich da eben noch nie so richtig damit auseinandergesetzt, dass ich da mal Informationen einhole, alles durchlese, abwäge und eine Entscheidung treffe.

    Ja, ist wichtig. Sollte man klären, bevor was passiert. Habe ich nicht. Solche ausstehenden Entscheidungen gibt es viele.
    Das fängt an, was mit dem Baby passiert, wenn beide Eltern versterben. Das haben wir erfolgreich ausgesessen
    Und es geht weiter über Entscheidungen, wenn einer der Partner stirbt bis hin zur Testamentsgestaltung.

    Alles wichtig. Alles sollte beizeiten gemacht werden. Aber da bin ich nicht einzige, die das in der Prioritätenliste ganz oben hat.
    Es ist halt mehr als nur ein Ja oder Nein und somit zeitaufwändiger. Das entscheide ich nicht in einer ruhigen Minute mit kurzer Rücksprache mit Mann oder Kindern.

  8. #53
    Ich komme in Frieden. Auf ewig! Avatar von dracena I.O.F.F. Team
    Ort: Mördergrube
    Zitat Zitat von Descartes Beitrag anzeigen
    Das nennt sich dann Reziprozitätslösung. Nun muss man vielleicht nicht ganz so weit gehen, Noch-Nicht-Spendenbereite von der Organspende auszuschließen, aber es wäre denkbar, erklärte Organspender bei der Vergabe von Organen zu bevorzugen, d.h. die Wartezeit auf ein Organ zu verkürzen. So funktioniert es bspw. in Israel.
    Ja. Ich kenne die Praxis in Israel und halte sie für denkbar und akzeptabel.
    Solange es nicht genug Spender gibt, müssen Ärzte ohnehin Vorrangigkeitskriterien (Alter, Vorerkrankungen usw) einführen. Bei genug Spendern könnte das entfallen.
    Ich persönlich fände es schon konsequent, bei Bedenken gegen Organentnahme auch dieselben Bedenken gegen Organannahme zu haben, würde es aber schon ausreichend finden, wenn potenzielle Spender eher Empfänger werden dürften als Nicht-Spender.
    Nein ist ein vollständiger Satz.

  9. #54
    Zitat Zitat von Sabuha Beitrag anzeigen
    Aber da bin ich nicht einzige, die das in der Prioritätenliste ganz oben hat.
    Was es nicht besser macht
    Aber ich verstehe Dich. Wirklich.

  10. #55
    pflegt ihren Dachschaden Avatar von BlackGirl
    Ort: Kölle
    Zitat Zitat von Sabuha Beitrag anzeigen
    Alles wichtig. Alles sollte beizeiten gemacht werden. Aber da bin ich nicht einzige, die das in der Prioritätenliste ganz oben hat.
    Es ist halt mehr als nur ein Ja oder Nein und somit zeitaufwändiger. Das entscheide ich nicht in einer ruhigen Minute mit kurzer Rücksprache mit Mann oder Kindern.
    Mit den ganzen Themen hab ich mich beschäftigt, als im Okt. 17 mein Bruder gestorben ist. Meine Nichte war zwar "schon" Anfang 20, dennoch war ich damals die erste Ansprechpartnerin. Und somit hab ich auch viel mit meinem Ex-Mann gesprochen, was im Fall der Fälle wäre, weil wir ja ein gemeinsames Kind haben. Ergebnis, die Kleine wäre vorrangig Entscheiderin bei allen Fragen rund um Organspende, Geräte abschalten und auch Beerdigung, da sie aber noch minderjährig ist, wäre er dann verantwortlich!

    Von daher kann ich jedem nur raten, das alles in einer ruhigen Minute (bzw. eher Stunden) anzugehen: Organspendeausweis, Patientenverfügung, Testament, Sterbeversicherung, Zugriff auf Konten etc.pp. Es macht die Sache für Angehörige wirklich einfacher.

  11. #56
    * I LIKE 46 * Avatar von Sally
    Ort: bei der geiiiiisern
    Zitat Zitat von Sabuha Beitrag anzeigen
    Ja, aber bevor ich sie frage, ob sie das entscheiden möchten, sollte ich für mich selber erstmal klarstellen, ob ich das will.
    Das weiß ich noch nicht.
    Das sind alles Gedanken, die mal hochkommen.
    Aber ich habe mich da eben noch nie so richtig damit auseinandergesetzt, dass ich da mal Informationen einhole, alles durchlese, abwäge und eine Entscheidung treffe.

    Ja, ist wichtig. Sollte man klären, bevor was passiert. Habe ich nicht. Solche ausstehenden Entscheidungen gibt es viele.
    Das fängt an, was mit dem Baby passiert, wenn beide Eltern versterben. Das haben wir erfolgreich ausgesessen
    Und es geht weiter über Entscheidungen, wenn einer der Partner stirbt bis hin zur Testamentsgestaltung.

    Alles wichtig. Alles sollte beizeiten gemacht werden. Aber da bin ich nicht einzige, die das in der Prioritätenliste ganz oben hat.
    Es ist halt mehr als nur ein Ja oder Nein und somit zeitaufwändiger. Das entscheide ich nicht in einer ruhigen Minute mit kurzer Rücksprache mit Mann oder Kindern.
    das stimmt, sabuha. es nimmt schon einige zeit in anspruch sich alles zu überlegen, besprechen und fixieren.

    ich habe meinen organspende ausweis schon zig jahre.

    patientenverfügung und alles was dazu gehört habe ich letztes jahr geregelt. meine nächsten angehörigen auch. es ist geklärt und alle wissen was ich möchte und umgekehrt. es war ein thema mit dem wir uns nicht gerne auseinander gesetzt haben. letzt endlich bin ich froh, das es jetzt alles unter dach und fach ist.
    *lng lbe di geisern*

  12. #57
    ist eigentlich klar geregelt, WER die organe erhält? oder kann ein frutarier zb festlegen, dass er mit seinen organen keinen fleischfresser unterstützen will? ja, ist natürlich schwer konstruiert, aber bekommt zb ein moslem organe eines ungläubigen?
    juden nur von juden?



    davon abgesehen gibt es durchaus fälle von diagnostizierten hirntoten die doch wieder am leben teilnehmen, mehr oder weniger funktional... sind die dann kollateralschaden fürs allgemeinwohl?

    ich bin nicht per se gegen organspende, nur die art und weise der entnahme, soweit ich weiss ohne betäubung etc, stösst mich ab! es ist nicht ausreichend geklärt, welche eindrücke bei der entnahme im geist verankert werden können, da spielt das hirn gar nicht mit...
    Die einzig relevante Werte-Einteilung in der Postmoderne: Witzig oder Nicht-witzig!

  13. #58
    pflegt ihren Dachschaden Avatar von BlackGirl
    Ort: Kölle
    Wäre ja noch schöner, wenn man da selektieren dürfte. Ein Arzt hat farbenblind zu sein und das gilt auch für die Organspende.

  14. #59
    Zitat Zitat von tanakin Beitrag anzeigen
    ist eigentlich klar geregelt, WER die organe erhält? oder kann ein frutarier zb festlegen, dass er mit seinen organen keinen fleischfresser unterstützen will? ja, ist natürlich schwer konstruiert, aber bekommt zb ein moslem organe eines ungläubigen?
    juden nur von juden?
    Meinst Du die Frage ernst?
    Es gibt eine Liste nach Dringlichkeit, wer am dringendsten ein Organ benötigt.
    Und nein, Du kannst nicht festlegen, dass Deine rechte Niere kein Mensch mit rechter Gesinnung bekommt oder Dein Herz keiner, der schon mal seine Frau betrogen hat etc.

  15. #60
    La vita è bella Avatar von Lumibaer67
    Ort: im Herz der Alpen
    Zitat Zitat von tanakin Beitrag anzeigen

    davon abgesehen gibt es durchaus fälle von diagnostizierten hirntoten die doch wieder am leben teilnehmen, mehr oder weniger funktional... sind die dann kollateralschaden fürs allgemeinwohl?
    Kannst Du da Quellen nennen?

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