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  1. #271
    Zitat Zitat von vergas Beitrag anzeigen
    Den Eindruck habe ich leider nicht, ansonsten würde doch nicht jetzt, gerade mal 4 Jahre nachdem die Relotius-Story aufgedeckt wurde, schon wieder der Verdacht im Raum stehen, dass Artikel manipuliert wurden. Manipuliert, keine versehentliche Falschmeldung. Und nicht nur ein Artikel, sondern mehrere. "Angemessen" sieht anders aus.
    Das ist einerseits eine selektive Wahrnehmung und stimmt auch nicht.

    "4 Jahre nachdem" heißt genauer gesagt Zigtausende Nachrichten und Berichte später. 4 Jahre, in denen die Welt von massiven Krisen erschüttert wurde, die mit jeder Menge Ungewissheit und offenen Fragen verbunden waren und sind.
    Jeden Tag werden neue Berichte und zahlreiche Nachrichten publiziert. Dass es dabei zu Fehlern und Fehlhandlungen kommen kann, ist normal. Das geschieht überall. Es gibt nirgendwo Perfektion.
    In diesem Fall wird die Kontrollmöglichkeit durch die Situation in Griechenland zusätzlich kompliziert. Sei es, dass der Journalist die Geschichte manipuliert hat, sei es, dass man ihm einen Bären aufgebunden hat, weiß man aktuell nicht.
    Aber der Spiegel geht der Geschichte nach und hat sie derzeit herausgenommen. Was willst Du noch?
    Wenn Du perfekte Menschen willst, die keine Fehler machen, können wir alle aufhören zu arbeiten.
    Nochmal: Es geht um den Umgang mit den Fehlern. Und das macht der Spiegel richtig. Er hat die Artikel vorläufig entfernt und dazu geschrieben: "Wir überprüfen unsere Berichterstattung und entscheiden nach Abschluss der Recherchen, ob die Beiträge gegebenenfalls in korrigierter und aktualisierter Form erneut veröffentlicht werden."
    Das finde ich angemessen.

  2. #272
    Zitat Zitat von Marmelada Beitrag anzeigen
    Das ist einerseits eine selektive Wahrnehmung und stimmt auch nicht.

    "4 Jahre nachdem" heißt genauer gesagt Zigtausende Nachrichten und Berichte später. 4 Jahre, in denen die Welt von massiven Krisen erschüttert wurde, die mit jeder Menge Ungewissheit und offenen Fragen verbunden waren und sind.
    Jeden Tag werden neue Berichte und zahlreiche Nachrichten publiziert. Dass es dabei zu Fehlern und Fehlhandlungen kommen kann, ist normal. Das geschieht überall. Es gibt nirgendwo Perfektion.
    In diesem Fall wird die Kontrollmöglichkeit durch die Situation in Griechenland zusätzlich kompliziert. Sei es, dass der Journalist die Geschichte manipuliert hat, sei es, dass man ihm einen Bären aufgebunden hat, weiß man aktuell nicht.
    Aber der Spiegel geht der Geschichte nach und hat sie derzeit herausgenommen. Was willst Du noch?
    Wenn Du perfekte Menschen willst, die keine Fehler machen, können wir alle aufhören zu arbeiten.
    Nochmal: Es geht um den Umgang mit den Fehlern. Und das macht der Spiegel richtig. Er hat die Artikel vorläufig entfernt und dazu geschrieben: "Wir überprüfen unsere Berichterstattung und entscheiden nach Abschluss der Recherchen, ob die Beiträge gegebenenfalls in korrigierter und aktualisierter Form erneut veröffentlicht werden."
    Das finde ich angemessen.
    Es geht darum, dass die neu eingeführten Kontrollmechanismen offensichtlich nicht so greifen, wie es nötig wäre. Denn wenn ich die aktuelle Presse richtig verfolgt habe, ist es nur der Spiegel, der wieder im Verdacht steht, dass die Artikel nicht stimmen. Entweder gezielt durch Fälschung (das hätte der Spiegel erkennen müssen) o. dadurch, dass der Reporter sich hat täuschen lassen (mangelnde Qualität beim Personal?). Keines der beiden Szenarien wirft ein gutes Licht auf den Spiegel. Denn mWn sind keine anderen Zeitungen betroffen.

  3. #273
    "Schu Schu" Avatar von Pinsel
    Ort: Schnüs Bett
    Bei gewissen Blättern aus der Springerpresse wird das als normales Vorgehen hingenommen

    Und bei allen anderen weiß man nicht, ob es da nicht auch vorkommt. Der Spiegel deckt es wenigstens selber auf. Ich glaube nicht, dass nur die betroffen sind.

  4. #274
    homo novus Avatar von caesar
    Ort: milchstrasse
    Inwiefern haben Bild, Welt, etc bekanntermassen gefälschte Storys a la Karl May abgedruckt/veröffentlicht? provokative oder zugespitze Schlagzeilen/Storys, einzelne fehlerhafte Aspekte, eine politisch gefärbte Berichterstattung oder offen/verdeckte Sympathien sind etwas völlig anderes.
    das melken eines leeren euters bewirkt nur,
    das man vom melkstuhl gestossen wird.

    rise and rise again until the lambs become to lions.

  5. #275
    homo novus Avatar von caesar
    Ort: milchstrasse
    Zitat Zitat von Pinsel Beitrag anzeigen
    Bei gewissen Blättern aus der Springerpresse wird das als normales Vorgehen hingenommen

    Und bei allen anderen weiß man nicht, ob es da nicht auch vorkommt. Der Spiegel deckt es wenigstens selber auf. Ich glaube nicht, dass nur die betroffen sind.
    Wenn ein Romanautor fiktionale Geschichten schreibt, ist das ja kein Problem. Aber ein Journalist sollte über die Realität schreiben/berichterstatten.

    Wenn ein Reloutius Romane schreibt und nicht als Jounalist schreibt, weiss jeder, dass das nur fiktional ist.
    das melken eines leeren euters bewirkt nur,
    das man vom melkstuhl gestossen wird.

    rise and rise again until the lambs become to lions.

  6. #276
    Speechless, not clueless Avatar von ganzblau
    Ort: im Dörfli


    edit: Kleiner literaturwissenschaftlicher Exkurs ...

    Im Alltag gehen wir davon aus, dass alles, was sich beobachten und durch unterschiedliche Beobachtungspositionen verifizieren lässt, auch "wahr" ist. Journalisten erzählen von dieser Alltagswahrheit - und die Journalisten berufen sich ebenso wie allfällige Kontrollinstanzen auf mehrere verifizierbare Quellen.

    Alles andere ist dann irgendwie "gelogen" ... wenn es als erfundene Geschichte bewusst in die Welt gesetzt ist.
    Was aber unterscheidet "Lüge" und "Fiktion"? Da muss man zwingend auch die andere Seite des Publikums näher anschauen - das ja eingeweiht sein kann oder nicht, und das vertrauensvoll glauben kann oder skeptisch bleiben.

    Von dem englischen Romanautor Samuel Taylor Coleridge (1772-1834) stammt das Konzept des "künstlerischen Glaubens" (engl. poetic faith):
    Wer sich auf Fiktionen (... die als solche unbedingt zu deklarieren sind bzw. kenntlich zu machen!) einlässt, weiss schon, dass er den eigenen Alltag zugunsten eines ganz anders aufgebauten Parallel-Universums verlässt.
    In dieser anderen Welt nimmt man aber auch ganz wesentliche - und durchaus unterhaltsame - Komplizenrollen ein; man schauspielert quasi im Kopf. Und weil das eine aktive Rolle ist, spricht Coleridge von einer willing suspension of disbelief for the moment.
    Das heisst, es geht nicht im engeren Sinn um einen Ersatz der Dinge, an die man im Alltag glaubt, durch andere Dinge. Sondern es geht um eine andere Form des Zweifels (=disbelief), der in diesem Fall willentlich aufgegeben wird, und zwar für eine bestimmte Zeitspanne.

    Diese Komplizenschaft ist gar nicht möglich, wenn eine Geschichte ohne den deutlichen Akzent der Fiktionalität präsentiert wird. Und umgekehrt ist diese Komplizenschaft fatal und weitreichend, wenn Menschen beschliessen, irgendwelchen Scharlatenen blind zu glauben. Wie es etwa bei den Gefolgschaften von Verschwörungstheorien der Fall ist.
    Sorry: Bisschen länger geraten

    Geändert von ganzblau (26-11-2022 um 08:30 Uhr)
    If we don't succeed in leaving patriarchy behind, this planet is toast.

  7. #277
    "Schu Schu" Avatar von Pinsel
    Ort: Schnüs Bett
    Zitat Zitat von caesar Beitrag anzeigen
    Inwiefern haben Bild, Welt, etc bekanntermassen gefälschte Storys a la Karl May abgedruckt/veröffentlicht? provokative oder zugespitze Schlagzeilen/Storys, einzelne fehlerhafte Aspekte, eine politisch gefärbte Berichterstattung oder offen/verdeckte Sympathien sind etwas völlig anderes.
    Du glaubst echt alles was in der BILD steht?
    Und du glaubst echt, die würden falsche Angaben korrigieren (sofern sie nicht, mal wieder, gerichtlich dazu gezwungen werden)?

  8. #278
    Zitat Zitat von ganzblau Beitrag anzeigen


    edit: Kleiner literaturwissenschaftlicher Exkurs ...

    Im Alltag gehen wir davon aus, dass alles, was sich beobachten und durch unterschiedliche Beobachtungspositionen verifizieren lässt, auch "wahr" ist. Journalisten erzählen von dieser Alltagswahrheit - und die Journalisten berufen sich ebenso wie allfällige Kontrollinstanzen auf mehrere verifizierbare Quellen.

    Alles andere ist dann irgendwie "gelogen" ... wenn es als erfundene Geschichte bewusst in die Welt gesetzt ist.
    Was aber unterscheidet "Lüge" und "Fiktion"? Da muss man zwingend auch die andere Seite des Publikums näher anschauen - das ja eingeweiht sein kann oder nicht, und das vertrauensvoll glauben kann oder skeptisch bleiben.

    Von dem englischen Romanautor Samuel Taylor Coleridge (1772-1834) stammt das Konzept des "künstlerischen Glaubens" (engl. poetic faith):
    Wer sich auf Fiktionen (... die als solche unbedingt zu deklarieren sind bzw. kenntlich zu machen!) einlässt, weiss schon, dass er den eigenen Alltag zugunsten eines ganz anders aufgebauten Parallel-Universums verlässt.
    In dieser anderen Welt nimmt man aber auch ganz wesentliche - und durchaus unterhaltsame - Komplizenrollen ein; man schauspielert quasi im Kopf. Und weil das eine aktive Rolle ist, spricht Coleridge von einer willing suspension of disbelief for the moment.
    Das heisst, es geht nicht im engeren Sinn um einen Ersatz der Dinge, an die man im Alltag glaubt, durch andere Dinge. Sondern es geht um eine andere Form des Zweifels (=disbelief), der in diesem Fall willentlich aufgegeben wird, und zwar für eine bestimmte Zeitspanne.

    Diese Komplizenschaft ist gar nicht möglich, wenn eine Geschichte ohne den deutlichen Akzent der Fiktionalität präsentiert wird. Und umgekehrt ist diese Komplizenschaft fatal und weitreichend, wenn Menschen beschliessen, irgendwelchen Scharlatenen blind zu glauben. Wie es etwa bei den Gefolgschaften von Verschwörungstheorien der Fall ist.
    Sorry: Bisschen länger geraten
    Die Trennung zwischen Fakten und Fiktion ist aber ziemlich eindeutig, was den Journalismus angeht.

  9. #279
    Zitat Zitat von caesar Beitrag anzeigen
    Inwiefern haben Bild, Welt, etc bekanntermassen gefälschte Storys a la Karl May abgedruckt/veröffentlicht?
    Nie Walraff gelesen?

  10. #280
    Angesichts der Quellenlage hätte der Spiegel die Berichte über den Aufenthaltsort der Geflüchteten und vor allem den Tod des Mädchens deutlich vorsichtiger formulieren müssen. Auch wenn ein letztgültiger Beleg fehlt, deutet doch manches daraufhin, dass einige der Geflüchteten den Todesfall in ihrer Verzweiflung erfunden haben könnten. Möglicherweise dachten sie, dass sie dann endlich gerettet würden."
    https://www.spiegel.de/backstage/deb...bfbaa530bf0ef3

    Das Manuskript wie auch die folgenden zum Thema Maria werden nicht durch die SPIEGEL-Dokumentation geprüft, deren Aufgabe es ist, in Texten noch einmal zu hinterfragen, ob alle Informationen so zutreffen. Ein Verzicht auf eine solche Prüfung kommt allerdings bei Texten, die ausschließlich online publiziert werden, häufig vor'
    Warum eigentlich? Zumal man ja Online- und Printredaktion vor nicht allzu langer Zeit zusammengelegt hat.

  11. #281
    Zu der genannten Spiegel-Story gibt es nun weitere Spekulationen:

    Baidaa S. war Influencerin und postete Bilder aus Deutschland und schicken Cafés in Istanbul. Dann ist sie im «Spiegel» plötzlich in schäbigen Kleidern zu sehen, als Hauptfigur eines Flüchtlingsdramas [NZZ.ch]
    Der «Spiegel» lanciert eine Kampagne gegen die Migrationspolitik der EU, die mutmasslich auf Fake News und den Inszenierungen einer jungen Frau basiert. Statt das eigene Versagen ehrlich aufzuarbeiten, täuscht er die Öffentlichkeit bis heute. [...]
    We're too young until we're too old - We're all lost on the yellow brick road - We climb the ladder but the ladder just grows - We're born, we work, we die, it's spiritual
    (Kenny Chesney - "Rich And Miserable")

  12. #282
    homo novus Avatar von caesar
    Ort: milchstrasse
    Fakten und Wahrheit scheinen auch beim Spiegel aus der Mode gekommen zu sein, stattdessen herrscht der Haltungs-Journalismus vor bzw die Alternativen Fakten.

  13. #283
    meldet sich um 11:00 Avatar von Dr. Mauso
    Ort: Hamburg
    Es gibt immer noch viele Infos im SPIEGEL, daher ist er immer noch lesenswert, eben kritisch lesenswert.


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