Janice Hadlow - Miss Bennet
Dieses Buch ist ein Juwel. Es geht um die mittlere Schwester Bennets aus „Stolz und Vorurteil“ - Mary.
Beim Lesen habe ich gedacht, das ist ein perfektes Buch für „People Pleaser“, also Menschen, die es allen anderen recht machen wollen, weil sie nur so als Mitglied ihrer Familie akzeptiert wurden. Und auch Anregungen und Gedanken, da herauszufinden und für das eigene Glück einzustehen, was sich hier als eine Frage der Sicht auf sich selbst entpuppt und nachvollziehbar und behutsam erzählt wird.
Sie hat auch kalten Ehrgeiz, ist besserwisserisch, einfach, weil das ihre einzige Wahl ist, im Buch beginnt der Weg zum Gefühl und einer Balance.
Mary ist inmitten der Familie ein kluges, wissbegieriges Mädchen, das nur auf ihr wenig ansprechendes Äußeres und der Möglichkeit, halbwegs gut, wenn überhaupt, verheiratet zu werden. Zudem braucht sie eine Brille, was zusätzlich entstellend gewertet wird. Wie dieses Mädchen in diesem dummen Haushalt (von Elisabeth abgesehen) eingeht wie eine Primel, wie ständig ihr Äußeres kommentiert wird, ist harter Tobak.
Ein Teil des Buches enthält den Besuch bei den nun verheirateten Mr. Collins und Charlotte Lucas, auch sonst kann man eine Variante davon lesen, wie es nach dem Ende von Austens Buch weiterging, sogar ziemlich gut und mitunter mit witzigen Dialogen, die man von Jane Austen kennt. Es gibt zwei Figuren, die man zu hassen beginnt und Lady Catherine de Burgh ist es nicht. Wie sich Mary nach und nach und vor allem am Ende schlagartig davon befreit, mit zumindest einen völlig überraschenden Twist, ist wirklich phantastisch.
Ich hab die 700 Seiten an einem Tag gefressen und nur wenige Seiten überblättert,nwo es durchaus auch mal Längen hatte. Andererseits ist das Buch auch sehr heutig, denn das Thema ist zeitlos.
Wie sich Mary nach wirklich ihren Intellekt anregenden Gesprächen erfrischt und lebendig fühlt, mitunter das erste Mal, ist rührend und spannend zugleich zu lesen.
Ich hab bei solchen Büchern oft das Gefühl, dass hier nur das Umfeld als Verkaufsargument genommen wir für eine völlig banale Geschichte, dies ist kein solches Buch und wäre Jane Austen selber würdig.
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PS: Darcy taucht auch immer mal auf.