In der Kommune des umstrittenen Wiener Aktionskünstlers Otto Mühl ging es um die Aufhebung von Individualität: Gemeinschaftseigentum, gemeinsame künstlerische Aktivität, gemeinsamer Sex bildeten die Lebensbasis.
Der Friedrichshof, die Kommune des Wiener Aktionskünstlers Otto Mühl, war eines der umstrittensten künstlerischen und gesellschaftlichen Experimente der 70er Jahre. Gemeinschaftseigentum, die Verbindung von Happening und Körperkunst sowie gemeinsame Sexualität, also die konsequente Aufhebung jeglicher Zweierbeziehungen, sollten das ideale Fundament für dieses Unterfangen bilden. Das herausragende Ziel der österreichischen Kommune war Mühls Projekt "Dritte Generation/Kinderproduktion", mit dem der Künstler einen völlig neuen Menschen heranziehen wollte. 20 Jahre später, im Sommer 1991, wurde Mühl verhaftet und die Kommune aufgelöst. Die Utopie wurde vom Traum zum Trauma, und das Gesellschaftsexperiment war dramatisch gescheitert. Der Dokumentarfilm von Juliane Großheim blickt aus der Perspektive der Kommune-Kinder auf das Projekt zurück und geht der Frage nach, was aus den Sprösslingen dieser Lebensutopie geworden ist.
"Die Kinder vom Friedrichshof" lief erfolgreich auf dem Leipziger Dokumentarfilmfestival, dem Kasseler Dokumentar- und Videofest sowie auf Filmfestivals in Bukarest, Köln und Vancouver. Auf der Diagonale, dem Festival des österreichischen Films in Graz, wurde er im März 2010 mit dem Preis der Jury der Diözese Graz-Seckau ausgezeichnet. In der Jury-Begründung heißt es: "Unaufdringlich und dennoch auf einer hoch emotionalen Ebene positioniert, thematisiert die Regisseurin Juliane Großheim das kontroversielle Leben Otto Mühls. Die Darstellung der Kommune als Metapher für geschlossene Gesellschaftssysteme an sich kommt ohne didaktischen Fingerzeig und manipulative Kommentare aus und schafft so den Raum für eine kritische Auseinandersetzung."